Jeder Klumpen Erde ist für mich eine neue Herausforderung zum Spiel und je nach Verfassung und Beschaffenheit des Tones entstehen einzigartige Formen, denen meine Handschrift, mein Griff anzusehen ist. Sowohl dem Ton als auch den Farben wohnen unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten inne. Mein Zugang ist eher intuitiv und mein Umgang mit Stift und Farbe ist geprägt von meinen Erfahrungen als Malerin und Zeichnerin.
Auch in der Malerei hat mich das Zusammenspiel von intuitiver Geste, Material-Zufall und Gewolltem interessiert. Während des Arbeitens kommt mir oft die Frage in den Sinn:“ Wie entstehen die Formen?“ Linie-Fläche-Raum-Bildraum-Objekt, Kandinsky, Klee Bauhaus, das sind meine bildnerischen Wurzeln.

Spielen, jedoch anders als in meiner Arbeit als Kinder- Analytikerin, nicht im Dialog mit anderen Menschen, sondern mit mir selbst, als selbst reinigender Prozess. Gerade die Tatsache, dass ich keine Routine entwickle, macht den Reiz und das Abenteuer jedes einzelnen Objekts für mich aus. Ich reagiere zunächst malerisch und zeichnerisch auf die Dreidimensionalität des geschaffenen Tongefäßes. Jedoch möchte ich durch Geste und Farbe eine weitere bildnerische und räumliche Dimension entstehen lassen. Darüber hinaus sollen Innen- und Außenraum in einen Dialog miteinander treten und korrespondieren.

Der Gedanke des Bildraums, der mich früher in der Malerei sehr beschäftigt hat, wird nun für mich wieder lebendig und erfährt eine weitere Dimension.
Hinzu kommt die Unberechenbarkeit durch den Brand, der die Farben erst wirklich hervorbringt. Anders als in der Malerei, wo man auf der Leinwand auf bereits Bestehendes reagiert und immer wieder korrigierend eingreifen kann. Das fertige Objekt wird dem Ofen übergeben und zeigt sein wahres Erscheinungsbild erst, wenn es nach dem Brand zum Vorschein kommt.

Ich mag die Tatsache, dass es sich um einen Gebrauchsgegenstand handelt. Ich habe mich entfernt von dem klassischen Kunstverständnis, wonach ein Kunstwerk sich autonom und außerhalb von Kategorien wie Gebräuchlichkeit bewegen muss. Die Grenzen zwischen Kunst und Alltag sind aus meiner Sicht längst aufgehoben. Wahrnehmung ist keine feste Größe, sie verändert sich und sowohl Kunst als auch Alltag verändern unsere Wahrnehmung von Realität und umgekehrt verändert die Realität unseren Blick auf die Kunst.